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Das Degu Aussengehege Projekt

Das Projekt

Degu Aussengehege
Das Aussengehege.

Seit Herbst 2009 verbringen meine Degus die warmen Jahreszeiten (April-November) in einem 2,5 qm grossen Aussengehege. Ein Schutzhaus bietet Schutz vor Regen, Kälte und Wind. Der Boden besteht aus Sand und Humus und ist mit spärlicher Vegetation bedeckt. Die Pflanzen werden beeinflusst durch das Wetter, aber auch durch die Degus, welche sie kürzen und ihren Wuchs beeinflussen. Verschiedene Wirbellose (Gehäuse- und Nacktschnecken, Ameisen, Käfer und andere Insekten) leben zusammen mit den Degus. Das Wetter beeinflusst die Tagesaktivitäten der Degus und den Pflanzenwuchs stark. Die Degus zeigen ein klar unterschiedliches Verhalten im Vergleich zur Innenhaltung. Sie sind ausgeglichener, verbringen mehr Zeit zum Ruhen und profitieren vom grösseren Platzangebot und der vielfältigeren Gehegestruktur. Auch die natürlichere Ernährung ist ihnen zuträglich - ich biete ihnen verschiedene Arten von frischen Pflanzen wie Wildkräuter, Wiesenpflanzen, frische Blumen, Gräser, Äste mit frischen Blättern, aber auch ganze Nüsse und verschiedene kleinere Samen (vor allem Vogelfuttersaaten) an.

Projekt Übersicht

Dauer 2009-2011
Anzahl Degus 2-4
Abmessungen 1,5 x 1,5 m Aussenteil, 1,0 x 0,3 m Schutzhaus
Boden Sand-Erde Gemisch, Rindenstücke
Struktur Tonr&oum;hren, horizontale Äste, Steine
Bauweise Aussenteil metal wire (rabbit) cage, flooring comprised of wire mesh
Bauweise Schutzhaus Mit Acrylfarbe gestrichene Holzwände, Aluminiumdach
Klima temperate, moderate continental
Standort Leibstadt (47° 35' 30"N, 8° 10' 30"E), Schweiz, circa 50 km östlich von Basel. Ein kleines, ländliches Dorf, nahe an der Grenze zu Deutschland.
Geografische Lage Rheintal, zwischen Basel und Bodensee

Tabelle 1. Übersicht und einige allgemeine Angaben zum Aussengehege.

Die Degus

Die Anzahl Degus, welche draussen lebten, änderte sich mit der Zeit. Am Anfang bestand die Gruppe aus drei Weibchen und einem kastrierten Männchen (Raschel, Dez. 2004 - April 2010). Zwei der Weibchen lebten für eine lange Zeit im Aussengehege, Clio (Clio Dez. 2004 - Okt. 2011) und Vana (Frühling 2005 - Nov. 2011), das dritte Weibchen (Uma, Frühling 2004 - Jan. 2010) lebte nur eine Saison im Aussengehege.

Klima und Jahreszeiten

Klimadiagramm Waldshut
Klimadiagramm Waldshut (5 km NE of Leibstadt).

Leibstadt liegt nördlich der Alpen im hügeligen Flachland auf etwa 350 m Höhe. Das Klima ist gemässigt und von ozeanischen Winden beeinflusst. Die Niederschläge variieren zwischen 75 und 120 mm/Monat (1155 mm/Jahr) und haben eine Hauptspitze im Winter sowie eine kleinere Spitze im Sommer. Die monatliche Durchschnittstemperatur variiert zwischen 0 °C im Winter und etwa 20 °C im Sommer. Im Spätherbst und Winter bildet sich oftmals Hochnebel.

Niederschlag [mm/Monat] und Temperatur [°C]

Jan. 109.3 mm 0.0 °C
Feb. 97.9 mm 1.6 °C
März. 90.5 mm 4.8 °C
Apr. 83.2 mm 8.8 °C
Mai 88.9 mm 13.0 °C
Jun. 101.3 mm 16.3 °C
Jul. 94.1 mm 18.3 °C
Aug. 102.0 mm 17.5 °C
Sep. 77.6 mm 14.4 °C
Okt. 81.9 mm 9.7 °C
Nov. 109.2 mm 4.3 °C
Dez. 119.2 mm 1.0 °C

Die Klimadaten stammen von dem "Deutschen Wetterdienst" (DWD) für Waldshut (Deutschland, 47°37'N, 8°14'E, 330 m ü. NN) für die Jahre 1961-1990. Waldshut ist eine kleine Stadt 5 km nordöstlich von Leibstadt und nahe an der Grenze zur Schweiz.


Frühling bis Herbst

Vom Frühling bis zum Herbst ist das Wetter oftmals gezeichnet von wechselhaften Phasen, bei welchen sich Trockenperioden und Regenphasen in der Länge von wenigen Tagen bis mehrere Wochen oder gar Monate abwechseln. Während langen Trockenperioden können nicht bewässerte Pflanzenfelder austrocknen und sogar Teile der Wildflora zeigen Zeichen von Wassermangel, während es in feuchten Phasen zu Überschwemmungen kommen kann.

Trockenperiode

Die folgenden Fotos stammen vom trockenen Frühling 2011 (links, mitte) und Herbst 2009 (rechts). Die Fotos zeigen spärlichen Pflanzenwuchs abgesehen von jungen Walnussbäumen.

Outdoor enclosure with barren soil and dried out vegetation Dried out grasses and a little walnut tree Degu on sandy soil.

Feuchtperiode

Die folgenden Fotos stammen vom Frühjahr 2011 (links) und Herbst 2009 (mitte, rechts).

Outdoor enclosure with barren soil and fresh, tall grasses. Outdoor enclosuere with the fresh initial vegetation and wet soil 3 degus in outdoor enclosure

Winter

Die Winter sind normalerweise mild und Schnee ist selten. Dennoch kommt es an manchen Wintern zu starken Schneefällen. Zwischen 2009 und 2011 gab es zwei aufeinander folgende Winter mit starken Schneefällen. Ich nahm normalerweise die Degus in ihr Innengehege vor dem ersten Schnee, aber im November 2010 wurde ich von plötzlichem und starkem Schneefall überrascht.
(Fotos November und Dezember 2010)

degu on a stone, in background sparse snow heavy snowfalls covered the enclosue with a thick snow layer

Ökosystem im Garten

Die beschränkte Grösse des Aussengeheges konzentriert die Aktivität der Degus. Dadurch wird deutlich sichtbar, dass nicht nur Umwelteinflüsse (Wetter, Temperatur, Pflanzenwuchs) die Degus beeinflussen, sondern diese umgekehrt auch Einfluss auf ihre Umwelt nehmen und Lebensraum für Insekten und Wirbellose schaffen. Sie kürzen und nagen Kräuter und Gräser ab, entfernen Strauchkeimlinge und Efeuranken, welche in ihr Gehege wachsen. Nur due Walnusskeimlinge gehören zu den wenigen Pflanzen, welche von den Degus grossenteils ignoriert werden. Während die Pflanzen durch den starken Pflanzenfrass leiden profitieren die Wirbellosen (Käfer, Schaben, Ameisen, Schnecken, Spinnen) von den getrockneten Blättern und den Futterresten. Sie bieten ihnen reichlich Nahrung, Struktur und vielfältige Kleinlebensräume und deshalb geeignete Lebensräume für die Wirbellosen. Die Degus ignorieren diese Kleintiere, dennoch müssen während feuchten Perioden manchmal die Nacktschnecken von Hand abgesammelt werden, welche massenweise in das Gehege einwandern.

Degu fressen Ringelblumenblüten.   Walnussbaum-Stamm mit Drahtgitter geschützt   Pflanze ohne Stängel und Blätter

Der Bau

Während dem Frühling und Sommer 2009 wurde der Käfig renoviert, Boden und Struktur geformt und verschiedene Pflanzen aus Samen gezogen und eine Holzschutzhütte gebaut. Im September war das Gehege dann fertig und die Degus zogen ein.

Käfig Renovierung

Am Anfang war der rostige Metallgitterkäfig, der zuerst gereinigt werden musste. Für die Gehegegestaltung waren grosse Mengen Sand und Steine nötig:

Metallkäfig auf dem Boden Nahansicht von rostigem Gitter Eimer mit Sand, Handschaufel und Steine

Aufzucht der Pflanzen und Anpflanzumg

Grünpflanzen für die Gehegebepflanzung: Kräuter wie Löwenzahn oder Wegerich wurden aus Samen gezogen. Sand diente als Bodengrund und wurde zu einer ansprechenden Landschaft geformt, welche mit Steinen und Pflanzen bereichert wurde.

Young dandelion plants Cage structure during the construction Green outdoor enclosure

Bau der Schutzhütte

Die Schutzhütte besteht aus zwei Bereichen, einem kleinen Bereich mit einer Stroh-Lehm-Isolation und einen grösseren bestehend nur aus Holzwänden. Ein Aluminiumdach schützt die Hütte gegen Regen und Feuchtigkeit:

Holzhütte im Rohbau Lehm-Stroh-Isolation Degu Schutzhütte mit Aluminiumdach

Fressen und Aktivitäten

Die Art der Fütterung ist ein bedeutsames Thema für eine solche halbnatürliche Haltung. Ich fütterte fast ausschliesslich Grünfutter, hauptsächlich frische Kräuter, Gräser und Blüten, angereichert mit Saaten (Vogelfutter-Samenmischungen), Äste und frische Zweige. Kräuter sind wichtig, weil sie eine bereichernde Struktur (im Sinne von Nahrungsanreicherung) bieten und sie haben auch einen Beschäftigungswert: Die Tiere müssen ihre Nahrung erarbeiten. Das steht im Einklang mit Studien in der Wildnis: Futtersuche und Fressen machen 46 % der täglichen Aktivitäten der Degus aus, gefolgt von Wachsamkeit (32 %), Ruhen (8 %) und Bewegung (7 %) (Ebensperger & Hurtado 2005).

Degu feeds on hawthorn berries two degus feed on fresh green Degu with a diverse offer of fresh green

Im Sommer 2011 testete ich ein Holzlaufteller. Da dieser empfindlich auf das Wetter reagierte (vor allem wegen dem Regen/Feuchtigkeit) bot ich ihn nur bei Gelegenheit an und die Degus schienen ihn gänzlich zu ignorieren. Dagegen liebten sie die horizontalen dicken Äste und nutzten sie rege zur Überwachung der Umwelt oder um ein Sonnenbad zu nehmen.

Wooden flying saucer in the outdoor enclosure Degu and wooden saucer sun bathing degu

Meine Erfahrungen

Der Bau eines Degu und Beutegreifer sicheren Geheges braucht eine gute Vorbereitung und eine sorgfältige Umsetzung. Es ist kostspielig, braucht viel Zeit und geeignete Klimabedingungen. Die Degus sollten zudem zahm sein, damit ein stressarmer und problemloser Umgang möglich ist. Der Unterhalt ist einfach und der Aufwand für die Reinigung und Pflege ist gering. Das Aussengehege funktioniert als ein teilweise selbstunterhaltendes System. Hauptaktivitäten beschränken sich auf Fütterung und von Zeit zu Zeit Reinigung der Schutzhütte, das Entfernen alter Futterreste und Reparations- und Erneuerungsarbeiten an der Gehegestruktur.

Diese Form der Deguhaltung ist geeignet für lange Aufenthalte und benötigt einen geeigneten Platz draussen. Die hohen Anfangskosten werden durch die Langzeitvorteile wieder wettgemacht. Solche Aussengehege sind nicht empfehlenswert für Degueinsteiger, weil diese Haltungsform Erfahrung und eine gute Umsetzung erfordern. Vor allem die Aussenhaltung im Winter ist heikel und erfordert eine gute Vorbereitung.

Weiterführende Literatur und Publikationen

Zitierte Quellen:

  1. Ebensperger, L.A. Hurtado, M.J. (2005): Seasonal changes in the time budget of degus, Octodon degus. Behaviour 142: 91-112.

Eigene Publikationen:

  1. Küpfer, D. (2010): Erfahrungen mit der Außenhaltung von Degus. Rodentia, Nager & Co. 54: 42-45.
  2. Küpfer, D. (2011): Bau eines Außengeheges für Degus. Mitteilungen der BAG Kleinsäuger 1/2011: 18-21.
  3. Küpfer, D. (in prep.): Die Rentner-WG im Garten. Rodentia.

Videos

Die folgenden Filme geben einen kleinen Einblick in das Leben der Degus in ihrem Aussengehege. Eine umfangreichere Videosammlung ist auf Youtube zu finden unter: www.youtube.com/user/degupediaDE



Text: David Küpfer, January 2012

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